Coaching, psychologische Beratung oder Psychotherapie – welches Angebot passt zu mir?
Erstmal möchte ich hier die Unterschiede von Coaching, Beratung und Therapie erläutern und einen Einblick in die verschiedenen Berufsgruppen geben. Ich habe die Informationen nach meinem besten Wissen zusammengestellt und möchte darauf hinweisen, dass es sich hierbei um keine verbindliche Rechtsauskunft handelt. Auch sieht die Situation in jedem Land anders aus, weshalb ich hier nur auf Österreich Bezug nehmen werde.
Coaching:
Um in Österreich coachen zu können, benötigt man eine fundierte Ausbildung sowie einen Gewerbeschein. Coaching ist ein reglementiertes Gewerbe und darf nur von zwei Berufsgruppen angeboten werden:
- Lebens- und Sozialberatung – Coaching in privaten und beruflichen Lebensbereichen
- Unternehmensberatung – Coaching im betrieblichen und beruflichen Kontext
Für den Erhalt des Gewerbescheins der beiden o.g. Berufsgruppen müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Diese sagen aber nichts über die Kompetenz und Qualität des Coaches aus. Diesbezüglich findet keine einheitlich Beurteilung bzw. Überprüfung statt. Es besteht nur die Möglichkeit, sich freiwillig als Coach zertifizieren (z. B. ISO-Zertifizierung) zu lassen.
Beratung:
Die Ausbildung zur/zum Lebens- und SozialberaterIn ist gesetzlich geregelt. Sie erfolgt in entsprechenden Ausbildungslehrgängen für Lebens- und Sozialberatung, die von der Zertifizierungsstelle des Fachverbandes der gewerblichen Dienstleister der Wirtschaftskammer Österreich genehmigt wurden.
Das Gewerbe Lebens- und Sozialberatung ist in Österreich reglementiert. Für den Erhalt der Befähigung ist neben dem Abschluss des Lehrgangs Lebens- und Sozialberatung eine fachliche Tätigkeit im Umfang von mindestens 750 Stunden nachzuweisen.
Die Lebens- und Sozialberatung stellt die vierte Säule der Gesundheitsvorsorge da und beschäftigt sich mit den Problemen psychisch gesunder Menschen.
Sie bietet Menschen in unsicheren, instabilen und risikoreichen Situationen Hilfe. Stärkt, unterstützt und begleitet bei Auseinandersetzung mit sich selbst oder der Gesellschaft. Ziel ist es, Menschen zeitlich begrenzt zu begleiten, bis eine Bewältigung, Lösung bzw. Veränderung der Situation erreicht ist.
Der Tätigkeitsbereich der Lebens- und Sozialberatung beinhaltet:
- Persönlichkeitsentwicklung
- Selbstfindung
- Problemlösung
- Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
- sowie psychologische Beratung (Ausnahme Psychotherapie)
Psychologische Beratung umfasst folgende Beratungsfelder:
- Gesundheit
- Identität
- Kommunikation
- Mobbing
- Mediation
- Stress & Burnout
- Neuorganisation
- Trennung
- Partnerschaft & Familie
- Validation
- Erziehung
- Sexualberatung
- Tod und Sterben
- Krisenintervention
Die Methoden der Lebens- und Sozialberatung lassen sich einer oder mehreren nachfolgend genannten Orientierungen zuordnen:
- tiefenpsychologisch-psychodynamische Orientierung
- humanistisch-existentielle Orientierung
- systemisch-soziodynamische Orientierung
- verhaltensmodifizierende Orientierung
Lebens- und Sozialberatung ist in hohem Maße zukunfts-, ressourcen- und zielorientiert.
Therapie:
Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich und übernimmt die Behandlung von psychischen Krankheiten, die mit Verhaltensstörungen und Leidenszuständen einhergehen. Eine Therapie beinhaltet Heilung und Krankheitsbewältigung und kann im Fall von krankheitswertigen Diagnosen mit der Krankenkasse verrechnet werden.
In Österreich sind derzeit 23 psychotherapeutische Methoden anerkannt, die sich grob in vier Richtungen zusammenfassen lassen:
- tiefenpsychologisch-psychodynamisch
- humanistisch
- systemisch
- verhaltenstherapeutisch
All diese Methoden sind wissenschaftlich fundiert. Sie sind Bestandteil eines umfassenden, theoretisch begründeten und wissenschaftlich untermauerten Theoriegebäudes.
Voraussetzung für die Ausbildung zum/zur Psychotherapeut/in ist das psychotherapeutische Propädeutikum und folgend das psychotherapeutischeFachspezifikum.
PsychotherapeutInnen dürfen keine anderen Methode anwenden, als die, die sie studiert haben.
Zweck einer Psychotherapie ist:
- seelisches Leid zu heilen oder zu lindern
- in Lebenskrisen zu helfen
- gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern
- die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern
Bei folgenden Problemen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein:
- Ängste, die die Lebensqualität einschränken
- belastende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
- Depressionen
- Süchte
- somatopsychische und chronische Erkrankungen
- psychosomatische Erkrankungen (Krankheiten, die mit ungelösten und belastenden psychischen Problemen zusammenhängen)
- funktionelle Störungen (häufig wiederkehrende körperliche Beschwerden, die keine organische Ursache haben)
- belastende Lebenssituationen und Lebenskrisen
- Probleme und Krisen in der PartnerInnenschaft und in der Familie
Psychotherapie muss nicht ärztlich verordnet werden. PsychotherapeutInnen agieren eigenverantwortlich. Sie diagnostizieren selbständig, legen die Behandlung fest und sind auch für dessen Durchführung verantwortlich.
Wichtiges Auswahlkriterium – gesunde oder kranke Psyche
Einer der wesentlichsten Aspekte ist, dass im Coaching und in der Lebens- und Sozialberatung mit psychisch gesunden Menschen gearbeitet wird. Die WHO definiert psychische Gesundheit als einen „Zustand des Wohlbefindens, in dem das Individuum seine Fähigkeiten und Potentiale nutzt, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und sinnstiftend arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen.“
Psychisch gesund bedeutet nicht, immer glücklich und motiviert zu sein, sondern dass man mit negativen Emotionen wie z.B. Trauer, Enttäuschung und Angst umgehen kann. Dabei können sich die persönlichen Bewältigungsstrategien unterscheiden, ebenso wie der Bewältigungszeitraum.
Psychische Störungen stellen Störungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind. Beispiele für psychische Störungen sind Depressionen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, bipolare Störungen und Psychosen. Diese obligen der Zuständigkeit eines/einer Therapeuten/in.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass es wie in jeder anderen Berufsgruppe, immer kompetente und weniger kompetente Angebote gibt. Auch die Herangehensweise jedes einzelnen Coaches, Beraters oder Therapeuten unterscheidet sich.
Wie finde ich nun die passende Unterstützung?
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